04. Mai 2022
Schnarchen ist in den meisten Fällen keine ernsthafte Erkrankung, aber das „nächtliche Sägen“ verursacht in manchen Fällen mangelnde Erholung beim Schlafen, und die Schnarchgeräusche stören natürlich den:die Partner:in. Wann Betroffene medizinische Beratung und Hilfe in Anspruch nehmen sollten, erklärt Dr. med. Bo Christopher Wenzel, Oberarzt der Hals-Nasen-Ohren-Klinik am Agaplesion Diakonieklinikum Rotenburg.
Was passiert eigentlich beim Schnarchen und welche Ursachen gibt es?
Beim Schlafen entspannt sich die gesamte Muskulatur des Körpers, aber die Zunge und das Gaumenzäpfchen hinten im Rachen bleiben angespannt, damit man weiter atmet. Wenn jedoch auch diese Muskulatur erschlafft und sich die oberen Luftwege verengen, wird die Luft beim Atmen mit mehr Druck durch die Atemwege gestoßen. Das Zäpfchen, die Zunge und das Gaumensegel flattern und vibrieren und es entsteht das Schnarchgeräusch. Auslöser und Ursachen, die zum Schnarchen führen können, sind vielfältig. Dazu zählen unter anderem vergrößerte Mandeln oder eine große Zunge sowie ein verlängertes Zäpfchen, aber auch beispielsweise Übergewicht, Rauchen, Alkohol, Heuschnupfen oder Polypen in der Nase oder Nasenscheidewandverkrümmungen.
Welche Beschwerden oder Symptome hängen mit dem Schnarchen zusammen?
Schnarcher:innen schlafen häufig sehr schlecht, stören den:die Partner:in und stehen am nächsten Morgen müde und wenig erholt auf. Hinzukommen können dann durch diese Übermüdung unter anderem Kopfschmerzen und Konzentrationsschwierigkeiten.
Wann wird Schnarchen zu einem gesundheitlichen Problem?
Medizinischer Rat sollte in jedem Fall eingeholt werden, wenn Betroffene unter mehreren Symptomen leiden und ein erhöhtes Risiko für Folgeerkrankungen entsteht. Dies ist wichtig, um gegebenenfalls rechtzeitig eine schlafbezogene Atmungsstörung zu diagnostizieren, eine sogenannte obstruktive Schlafapnoe. Es kommt während des Schlafs zu längeren Atemaussetzern. Der Körper reagiert reflexartig mit einer Weckreaktion, um die lebensnotwendige Atmung wieder in Gang zu bekommen. Werden längere Atempausen bewusst wahrgenommen, leiden Betroffene zum Teil auch unter Luftnot, die aber nach vollständigem Erwachen wieder nachlässt und ein Weiterschlafen möglich ist. Unbehandelt treten unter anderem Folgeerkrankungen wie Depressionen, Bluthochdruck und andere Herz-Kreislauf-Erkrankungen auf. Damit steigt das Risiko einen Herzinfarkt, Herzrhythmusstörungen oder einen Schlaganfall zu erleiden, und damit zwangsläufig auch die Sterblichkeit.
Was gibt es für medizinische Behandlungsmöglichkeiten?
Betroffene können einiges selbst machen und ihre Lebensweise umstellen: Also beispielsweise Gewicht reduzieren, auf Alkohol und Nikotin verzichten. Auch sollten keine Schlafmittel eingenommen werden, da diese das Zäpfchen entspannen und Schnarchen fördern. Auf dem Rücken Schlafen begünstigt das Schnarchen. Wenn diese Maßnahmen nicht ausreichen, kann der:die Hals-Nasen-Ohren-Ärzt:in eine konservative oder chirurgische Therapie individuell abstimmen: Eine Unterkieferschiene, ein Nasenspreizer oder eine Schlafweste können beispielsweise Abhilfe schaffen. Als weitere Möglichkeit gibt es die Operation an der Nase oder des weichen Gaumens. Diese erfolgt minimal-invasiv, also äußert schonend für die Patient:innen. Je nach individuellem Bedarf entfernt der:die Chirurg:in die Polypen oder Mandeln, strafft das Gaumensegel oder begradigt die Nasenscheidewand.