Die Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, -psychotherapie und -psychosomatik stellt die psychiatrische Versorgung Minderjähriger für die Landkreise Rotenburg, Verden und Osterholz sicher.
Sie verfügt über eine große Institutsambulanz und vier Stationen
und über ein stationsäquivalentes Behandlungsangebot (StäB).
Wir behandeln mit unserem interdisziplinären Team alle Krankheitsbilder aus dem Bereich der Kinder- und Jugendpsychiatrie.
In der Ambulanz der Klinik gibt es Schwerpunktbereiche unter anderem für die Themen Multifamilienarbeit, Mate Meo, Traumatherapie, Schulabsentismus, Tic/Tourette, Gender und Psychosomatik. Es finden diagnostisch und therapeutisch sowohl Notfall- als auch geplante Termine statt.
Die tagesklinische und stationäre Diagnostik und Therapie erfolgt in multiprofessionellen Teams. Psychotherapeutische Ansätze aus unterschiedlichen Schulen werden integrativ patient:innen- und familienorientiert eingesetzt.
Einen besonderen Stellenwert genießt die Aus- und Weiterbildung: Neben angehenden Ärzt:innen für Kinder- und Jugendpsychiatrie profitieren auch Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut:innen, Pflegende und Studierende (Medizin, Psychologie, Psychotherapie) von einer intensiven Begleitung, regem Austausch und der Möglichkeit, mit wachsender Erfahrung entwicklungsangemessen Verantwortung übernehmen zu können.
Zusammenarbeit mit anderen Fachbereichen des Klinikums Rotenburg:
Gemeinsam mit den Kolleg:innen der Klinik für Kinder und Jugendliche sowie des Sozialpädiatrischen Zentrums (SPZ) wurde das Interdisziplinäre Zentrum für Kinder- und Jugendgesundheit gegründet. Es bündelt zahlreiche Kooperationen wie z.B. die interdisziplinäre Kinderschutzgruppe sowie die ganzheitliche Betreuung von Kindern und Jugendlichen mit psychosomatischen/psychiatrischen Krankheitsbildern.
Mit der Klinik für Psychiatrie erfolgen regelmäßige Treffen, um erwachsen werdende Menschen durch die Transition zu begleiten.
Wir ermöglichen auf Wunsch gern Rotationen zwischen den Fachbereichen Kinder- und Jugendpsychiatrie, Pädiatrie und Psychiatrie, z.B. um Erfahrungen in der Nachbardisziplin in Form eines für die Weiterbildung anerkannten „Fremdjahres“ zu sammeln oder auch um eine zweite Facharztbezeichung zu erwerben.
Information zum Download:
(04261) 77 - 64 05
Dr. med. Malte Mechels
Chefarzt
Brigitte Resert
Chefarztsekretariat
Vorbemerkung
Mit dem vorliegenden Weiterbildungscurriculum soll den Weiterzubildenden die psychiatrische und psychotherapeutische Diagnostik und Behandlung sowie die Prävention und Rehabilitation von psychisch, psychosomatisch, entwicklungsbedingt und neurologisch erkrankten Kindern und Jugendlichen vermittelt werden, wobei psychische und soziale Verhaltensauffälligkeiten im Säuglings-, Kindes- und Jugendalter und bei Heranwachsenden einbezogen und die Einbindung der Betroffenen in das familiäre und soziale Lebensumfeld berücksichtigt werden.
Zur Überprüfung und Dokumentation des Weiterbildungsstandes wird ein Weiterbildungsheft geführt und es finden jährlich Weiterbildungsgespräche statt.
Ziel des durchlaufenen Weiterbildungscurriculums in der vorgeschriebenen Weiterbildungszeit ist eine Aneignung der Weiterbildungsinhalte mit abschließend vorhandener Facharztkompetenz des Weiterzubildenden.
Um den Weiterzubildenden möglichst zeitnah zu ermöglichen, ihr „Fremdjahr“ (12 Monate Kinder- u. Jugendmedizin, Psychiatrie u. Psychotherapie o. psychotherapeutische Medizin) zu absolvieren, besteht eine Kooperation mit den Kliniken für Pädiatrie, Psychiatrie und Psychosomatik im Hause. Hierbei wird den Weiterzubildenden ein Arbeitsvertrag angeboten, der den Abschnitt des „Fremdjahres“ mit einbezieht.
Die Weiterzubildenden können in Abhängigkeit von individuellen Wünschen, betrieblichen Möglichkeiten und gemäß den in der Weiterbildungsordnung vorgesehenen Zeitabschnitte für ambulante bzw. (teil-)stationäre Tätigkeiten sowohl im vollstationären als auch im tagesklinischen und ambulanten Setting eingesetzt und ausgebildet werden.
Das Klinikum hat keine externen Standorte.
Externe Fort- und Weiterbildungsveranstaltungen werden großzügig unterstützt. Derzeit werden die Kosten der extern zu erwerbenden Weiterbildungsinhalte vollständig vom Klinikum übernommen unter Freistellung vom Dienst.
1. Allgemeiner Psychiatrieteil
Die Diagnostik und Behandlung psychisch erkrankter Kinder und Jugendlicher mit der Definition von Behandlungszielen, der Indikationsstellung für verschiedene Behandlungsverfahren einschließlich Anwendungstechniken und Erfolgskontrolle sowie der Festlegung eines Behandlungsplanes unter Berücksichtigung somato-, sozio- und psychotherapeutischer Verfahren unter Einbeziehung der Bezugspersonen findet regelhaft unter fachärztlicher Supervision im Rahmen der Stationsarbeit statt.
Die sozialpsychiatrische Diagnostik, Behandlung und Rehabilitation findet unter Berücksichtigung extramuraler, komplementärer Versorgungsstrukturen in enger Kooperation mit der Jugendhilfe, der Sozialhilfe und dem Schulsystem statt und ist ebenfalls Bestandteil der fachärztlich supervidierten Stationsarbeit der weiterzubildenden Kolleg:innen.
Es bestehen umfangreiche Kooperationen der Klinik mit verschiedenen Trägern der Jugendhilfe sowie den Ämtern und Gerichten. Die Kooperation mit der Schule ist durch die vorhandene Klinikschule strukturell vorgegeben, wobei über die Klinikschule hinaus auch eine enge Zusammenarbeit mit den Heimatschulen der betroffenen Kinder und Jugendlichen stattfindet.
60 Erstuntersuchungen unter Berücksichtigung biologisch-somatischer, psychologischer, psychodynamischer und sozialpsychiatrischer Gesichtspunkte unter Beachtung der ICD-Klassifikation und der Einbeziehung symptomatischer Erscheinungsformen sowie familiärer, epidemiologischer, schichtenspezifischer und transkultureller Gesichtspunkte werden unter fachärztlicher Supervision im Aufnahmebefund dokumentiert.
20 abgeschlossene Therapien unter kontinuierlicher fachärztlicher Supervision einschließlich des störungsspezifischen, psychotherapeutischen Anteils der Behandlung und sozialpsychiatrischer Behandlungsformen bei komplexen psychischen Störungsbildern werden kasuistisch vorgestellt und im Abschlussbericht dokumentiert.
20 abgeschlossene Therapien in der Gruppe unter kontinuierlicher fachärztlicher Supervision und unter Berücksichtigung störungsspezifischer Anteile bei komplexen psychischen Störungsbildern werden ebenfalls kasuistisch vorgestellt und im Abschlussbericht dokumentiert.
Ein 10-stündiges Seminar zur standardisierten Diagnostik wird über externe Angebote ermöglicht.
Im jeweils wöchentlich stattfindenden Fallseminar der Institutsambulanz sowie der Gesamtklinik wird über Kontraindikation und Indikation medikamentöser Behandlungen und anderer somatischer Therapieverfahren in Wechselwirkung mit der Psycho- u. Soziotherapie unter Einbeziehung praktischer Anwendungen berichtet. Die Stundenzahl in der gesamten Weiterbildungszeit beträgt 40 Stunden.
Die Methodik der psychologischen Testverfahren und die Beurteilung psychologischer und psychopathologischer Befunde in der Entwicklungs-, Leistungs- u. Persönlichkeitsdiagnostik sowie die Methodik neuropsychologischer Verfahren einschließlich Fremd- und Selbstbeurteilungsskalen wird unter fachärztlicher Begleitung in enger Kooperation mit der psychologischen Leitung der Klinik vermittelt. Ebenfalls unter Supervision der psychologischen Leitung der Klinik führen die Auszubildenden je 10 Testungen selbst durch.
Ergänzend findet gemeinsame Fortbildungs-, Schulungs- und Hospitationsangebote zu psychologischen Testverfahren in Kooperation mit dem Sozialpädiatrischen Zentrum im Hause statt.
Gutachten zur Fragestellung aus den Bereichen der Straf-, Zivil-, Sozial- u. freiwilligen Gerichtsbarkeit, insbesondere nach dem Jugendhilfe-, Sozialhilfe-, Familien- u. Strafrecht werden gemeinsam oder unter Supervision der Oberärzte oder des Chefarztes der Klinik erstellt.
Über die Vermittlung der oben genannten Inhalte im Rahmen der direkten, fachärztlich supervidierten Patientenbetreuung hinaus werden durch Ermöglichung externer Fort- und Weiterbildungsangebote, Teilnahme am niedersächsischen Weiterbildungsverbund Kinder- und Jugendpsychiatrie, sowie in klinikinternen Fortbildungen und in der in Kooperation mit den Kliniken für Psychiatrie und Psychosomatik, Pädiatrie sowie dem Sozialpädiatrischen Institut und des Rehazentrums des Agaplesion Diakonieklinikums Rotenburg folgende Inhalte theoretisch ergänzt:
2. Strukturierte Weiterbildung im speziellen Psychotherapieteil
In der Weiterbildungszeit findet die strukturierte Weiterbildung Psychotherapie inkl. eines 100-stündigen Seminars zu allgemeiner und spezieller Neurosenlehre, Entwicklungspsychologie und Entwicklungspsychopathologie sowie zur Theorie und Methodik der Verhaltenstherapie und der Psychosomatik an einem anerkannten Ausbildungsinstitut extern statt.
Im Rahmen der klinikinternen Fortbildung findet in jeweils 10 Stunden eine theoretische Weiterbildung zu Krisenintervention, Beratung und supportiven Verfahren sowie zum psychiatrisch-psychotherapeutischen Konsil und Liaisondienst statt.
Es müssen mindestens 6 Kriseninterventionen unter fachärztlicher Supervision zu insgesamt mindestens 10 Stunden Behandlungsdauer unter Einbeziehung von Beratung und supportiven Verfahren durchgeführt werden, wobei letztere zusätzlich mindestens 8 Behandlungsstunden umfassen müssen.
Zusätzlich nehmen die Weiterzubildenden am Konsil- und Liaisondienst der Klinik unter fachärztlicher Supervision teil.
Im Rahmen der klinikinternen Fortbildung werden den Weiterzubildenden Kenntnisse in Therapien unter Einschluss der Bezugspersonen, hierbei insbesondere familientherapeutische Grundkenntnisse vermittelt. Darüber hinaus nehmen die Weiterzubildenden an mindestens 5 Doppelstunden Familientherapie unter fachärztlicher Supervision teil.
Die Weiterzubildenden halten mindestens 240 Therapiestunden unter Supervision nach jeder 4. Stunde in einem wissenschaftlich anerkannten Psychotherapieverfahren im gesamten Bereich psychischer Erkrankungen einschließlich Suchterkrankungen ab, bei denen die Psychotherapie im Vordergrund des Behandlungsspektrums steht. Die Supervision wird klinikintern ermöglicht, kann auf Wunsch des Weiterzubildenden aber auch extern erfolgen.
Mindestens die Hälfte der Therapiestunden sollte in Behandlungen abgeleistet werden, die 40 Stunden oder länger dauern. Die Sitzungsfrequenz beträgt einmal 50 Minuten pro Woche. Die Therapie können im Rahmen der ambulanten und der Stationsarbeit durchgeführt werden.
Vor Beginn der Therapien werden die Weiterzubildenden in der Theorie des Erstinterviews unterrichtet und führen selbst Erstinterviews durch.
Die Auszubildenden müssen den Nachweis erbringen, dass sie 35 Doppelstunden an einer Balint-Gruppe teilgenommen haben. Es besteht die Möglichkeit zur kostenlosen Teilnahme an einer diesbezüglichen Gruppe im Rahmen des Fort- und Weiterbildungsprogramms des Agaplesion Diakonieklinikums Rotenburg.
Von der/dem Weiterzubildenden muss der Nachweis einer Teilnahme an 16 Doppelstunden autogenes Training oder progressive Muskelentspannung oder Hypnose erbracht werden.
Von der/dem Weiterzubildenden muss der Nachweis erbracht werden, dass sie/er sich über 150 Stunden in Einzel- o. Gruppenselbsterfahrung in einem wissenschaftlich anerkannten Verfahren begeben hat.
3. Weiterbildung im speziellen Neurologieteil
Die Vermittlung von Pathologie und Nosologie neurologischer Krankheitsbilder, Diagnostik und Therapie von Schmerzsyndromen sowie neurophysiologische und neuropathologische Grundlagen kinder- und jugendpsychiatrischer Erkrankungen, die Methodik und Technik der neurologischen Anamnese, die Methodik und Technik der neurologischen Untersuchung, die Indikationsstellung, Durchführung und Beurteilung neurophysiologischer und neuropsychologischer Untersuchungs- und Behandlungsmethoden, die Indikationsstellung, Durchführung und Bewertung der Elektroenzephalographie sowie der evozierten Potentiale und die Grundlagen der Somato- und Pharmakotherapie neurologischer Erkrankungen des Kindes- und Jugendalters findet im Rahmen des niedersächsischen Weiterbildungscurriculums sowie in Kooperation mit der Neurologie, Pädiatrie und den Neuropädiatern des Sozialpädiatrischen Zentrums im Hause statt.
Es erfolgen mindestens einmal jährlich Mitarbeitergespräche zur Evaluation des Weiterbildungsstandes.
Diese werden in einem Protokoll dokumentiert und vom Weiterbildungsermächtigten und der Weiterbildungsassistent:in unterzeichnet.
Je nach Version der Weiterbildungsordnung erfolgt die Dokumentation des Gesprächs auf dem ausgedruckten oder dem elektronischen Log-Buch.
Neben strukturierten Besprechungen finden regelmäßig Fortbildungen mit internen und externen Referent:innen statt.
Externe Fort- und Weiterbildungsveranstaltungen werden großzügig unterstützt. „Zwischen Tür und Angel“ sind immer erfahrene Kolleg:innen aus dem Leitungsbereich ansprechbar.