13. April 2021
Ein Lipödem ist eine Krankheit, die in vielen Fällen eine lange Leidensgeschichte mit sich bringt: Etwa jede zehnte Frau leidet unter einem Lipödem, also einer Fettverteilungsstörung mit Wassereinlagerungen in den Beinen und Armen. Geschwollene Oberschenkel und Waden, dicke Knöchel und vor allem Schmerzen in den Beinen sind die Folgen. Häufig ist der Körper unproportioniert, da die Extremitäten unverhältnismäßig voluminös wirken. Die Fettgewebezellen wachsen und vermehren sich, die Blutgefäße werden verletzlicher und es kommt zu schmerzhaften Wassereinlagerungen, sogenannten Ödemen. Die chronische und meist fortschreitende Erkrankung betrifft fast ausschließlich Frauen und hat genetische wie hormonelle Ursachen. Betroffene haben häufig einen hohen Leidensdruck. Mir ist wichtig, dass deutlich wird, dass ein Lipödem nichts mit einer Fettleibigkeit zu tun hat: Es ist eine chronische Erkrankung, bei der keine Diät hilft.
Gemeinsam mit meinem Team beraten und behandeln wir betroffene Patienten und schaffen in vielen Fällen durch eine Operation endlich Linderung. Reicht eine konservative Behandlung mit Lymphdrainagen und Kompressionsstrümpfen nicht aus, um Linderung bei zum Teil schweren Druck- und Spannungsschmerzen sowie Blutergüssen zu schaffen, bietet eine Absaugung des eingelagerten Fetts, die sogenannte Liposuktion, eine langanhaltende Besserung.
Im Falle einer notwendigen operativen Behandlung ist das Ziel eine Volumenreduzierung und damit eine geringere Gewebespannung. Um möglichst schonend für den Körper vorzugehen, wird in mehreren Sitzungen mit Hilfe von längesgerichteten WAL-Liposuktionstechnik (Wasserstrahl-assistierte Liposuktion) und Geräten der aktuellen technischen Generation das überschüssige Fettgewebe entfernt. Gelegentlich muss bei ausgedehnten Befunden auch Haut reseziert werden. Die Liposuktion bei einem Lipödem ist ein sehr viel aufwändigerer Eingriff als bei einer Fettabsaugung aus rein kosmetischen Gründen. Aber der Eingriff bietet gute Langzeitergebnisse: Patientinnen leiden unter weniger Schmerzen, die Körperproportionen bleiben erhalten und sie gewinnen ein großes Stück Lebensqualität zurück.
Mittlerweile ist dies in schweren Fällen eine Regelleistung der gesetzlichen Krankenkassen. Ich bin froh, dass seit 2020 der operative Eingriff bei einem diagnostizierten Lipödem im Stadium III von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen wird. Dadurch kann vielen Frauen geholfen werden, die Erkrankung wird in der Gesellschaft als solche endlich anerkannt und es werden Hemmschwellen abgebaut.
Prof. Dr. Detlev Hebebrand und sein Team behandeln jährlich im Durchschnitt etwa 120 Patienten mit Lipödem. Nicht bei allen dieser Patienten empfiehlt sich eine Operation als Therapieoption. Das pflegerische und ärztliche Team legt großen Wert darauf, dass das Gesamtbild der Krankheit betrachtet wird. Aus diesem Grund erfolgt ein enger Austausch mit anderen Fachdisziplinen – wie beispielsweise der Dermatologie im MVZ Rotenburg. So ist von der Erstvorstellung, über die Diagnose bis hin zur OP und Nachsorge alles unter einem Dach möglich.
Weitere Informationen finden Sie auf der Seite der Klinik für Plastisch-Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie, Handchirurgie